- Im Unterricht
An der Tafel hängen an einem festen Platz drei Karten (DIN A5):
- „Achtung! Ich muss auf mein Verhalten achten!“
- gelbe Karte
- rote Karte
Kommt es während des Unterrichtes zu Störungen, versucht der Lehrer dem Fehlverhalten, soweit es ihm möglich ist, durch pädagogische Maßnahmen (Zuwendung, Umgestalten, Umlenken etc.) zu unterbinden.
Verwarnung
Sollte der Schüler trotz der pädagogischen Maßnahmen sein Fehlverhalten erneut zeigen, wird er vom Lehrer auf sein Fehlverhalten angesprochen:
- Was machst Du gerade? („Ich schmeiße mit Papierkügelchen!“)
- Gegen welche Regel verstößt Du? („Wir verhalten uns so, dass alle ungestört arbeiten können.“)
- Was passiert, wenn Du weiter störst? („Dann bekomme ich die gelbe Karte.“)
- ggf. den Schüler noch einmal daran erinnern, was er machen kann, wenn die Aufgabe zu schwer ist, ihm langweilig ist etc. (à um Hilfe bitten und Hilfe annehmen)
- ggf. zur Visualisierung dem betroffenen Schüler die Tafelkarte in Kleinformat (Din A 7) noch zusätzlich auf den Tisch legen, damit er sich daran erinnert.
Den Zeitpunkt, wann der Lehrer die Verwarnung ausspricht kann individuell gehandhabt werden, da man von Schülern mit sozial emotionalem Förderbedarf sicherlich nicht die gleiche Disziplin und Stille bei der Arbeit erwarten kann wie von den anderen Schülern. Hier hängt es u.U. maßgeblich davon ab, wie gut die Kollegen Interventionsmaßnahmen (z.B. Spiegeln, Umlenken, Umgestalten etc.) im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern anwenden können.
Gelbe Karte
Wenn die Verwarnung jedoch ausgesprochen worden ist und der Name des Schülers vorne an der Tafel unter dem „Verwarnungsschild“ angeschrieben worden ist, muss der Lehrer bei der nächsten Störung die gelbe Karte aussprechen.
Auch hier wird nach dem gleichen Frageritual verfahren. Auf die Frage des Lehrers „Was passiert, wenn Du erneut störst?“ wird der Schüler antworten: „Wenn ich noch einmal störe, dann bekomme ich die rote Karte und entscheide mich somit für den Besuch des Trainingsraumes.“ Dieses Aufmerksammachen auf die möglichen Folgen von weiterem Störverhalten soll die Schüler an ihre Verantwortung für ihr Verhalten erinnern. Nicht der Lehrer wird sie in den Trainingsraum schicken, sondern sie entscheiden sich durch weiteres Fehlverhalten für den Trainingsraum. Diese Voraussicht ist ganz entscheidend dafür, dass die Schüler merken, dass sie nicht vom Lehrer „bestraft“ werden, sondern dass es sich um eine zuvor getroffene Vereinbarung handelt, die sie durch nicht-störendes Verhalten verhindern könnte. An dieser Stelle muss noch einmal erwähnt werden, dass es sich beim Schülerverhalten ausschließlich um Störverhalten handeln muss. Arbeitsverweigerung ohne Störung der anderen Schüler kann nicht als Unterrichtsstörung ausgelegt werden und darf nicht mit dem Kartensystem geahndet werden!
Bei Übergriffen auf Schüler oder Lehrer erhält der Schüler sofort die rote Karte und geht in den Trainingsraum. Diese Regelung gilt auch für das Verhalten auf dem Pausenhof. Dies soll ein eindeutiges Signal darstellen, dass Gewalt nicht toleriert wird und es in diesem Fall keine zweite Möglichkeit für den betreffenden Schüler gibt, einen anderen Schüler anzugreifen.
Rote Karte
Zeigt der Schüler im Unterrichtsblock zum dritten Mal das unerwünschte Störverhalten, muss er den Unterrichtsraum verlassen und in den Trainingsraum gehen. Aufgrund der sicherzustellenden Aufsichtspflicht gibt es hier mehrere Möglichkeiten, die von der verantwortlichen Einschätzung des Lehrers abhängen:
- Der Schüler geht alleine in den Trainingsraum.
- Der Schüler wird von einem Mitschüler in den Trainingsraum begleitet.
- Der Lehrer bittet die Kollegin im Nebenraum, die Klasse für einen Moment zu beaufsichtigen.
- Der Trainingsraumleiter kann ggf. telefonisch informiert werden und holt den Schüler danach aus der Klasse ab.
- Weigert sich der Schüler in den Trainingsraum zu gehen, wird die Schulleitung informiert, die dann weitere Maßnahmen einleitet.
Der Schüler bekommt einen „Infozettel für den Trainingsraum“/Laufzettel mit. Darauf vermerkt der Lehrer neben Datum, Uhrzeit, Lehrername, das Fehlverhalten des Schülers. Außerdem bekommt der Schüler noch Unterrichtsmaterial der aktuellen Schulstunde mit.
- Im Trainingsraum
Im Trainingsraum wird der Schüler vom Sozialarbeiter oder einem Lehrer empfangen und an einen Sitzplatz geführt. Bei Bedarf erhält der Schüler erst einmal eine kurze Zeit, um sich zu entspannen. Der Pädagoge behält in dieser Zeit den Schüler im Blick, um ggf. Gesprächsangebote zu machen. Die zwei Grundregeln gelten im Trainingsraum ebenfalls. Hält sich der Schüler auch im Trainingsraum nicht an die zwei Grundregeln und erhält dann die Verwarnung/gelbe Karte/rote Karte, werden die Eltern schriftlich von der Schulleiterin über den Vorfall informiert (siehe Anlage). Der Schüler darf erst dann wieder am Unterricht teilnehmen, wenn ein Gespräch zwischen Schulleitung, Eltern, Schüler und Trainingsraumleiter erfolgt ist. Bis dahin wird er im Trainingsraum beschult.
Der Pädagoge legt dem Schüler den Rückkehrplan (siehe Anlage) vor, mit der Bitte ihn auszufüllen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die meisten Schüler erst einmal über die Unterrichtssituation sprechen wollen. Hierbei rechtfertigen die meisten Schüler ihr Fehlverhalten durch Fehlverhalten anderer, ungerechter Behandlung durch den Lehrer oder Langeweile. Der Pädagoge hat nun die Aufgabe, den Schüler bei der Bearbeitung des Rückkehrplanes dahingehend zu unterstützen, dass der Schüler die Fragen beantworten kann. Dabei muss sich der Schüler mit seinem Verhalten auseinandersetzen. Der Pädagoge hilft dem Schüler durch gezielt Fragen zu erkennen, dass es keine Gründe für Störverhalten gibt. Der Schüler überlegt sich, wie er beim nächsten Mal anders reagieren könnte um sein Ziel zu erreichen (z.B. „Wenn mich der Schüler x das nächste Mal von hinten mit einem Papierkügelchen bewirft, werfe ich nicht gleich zurück, sondern sage ihm klar und deutlich, dass er das lassen soll!“ oder: „Wenn mir im Unterricht langweilig ist, weil ich die Aufgaben nicht verstehe, bitte ich um Hilfe!“) .
Wenn der Schüler den Rückkehrplan vollständig und sauber ausgefüllt hat, verbleibt er noch bis zum Stunden- bzw. Blockende im Trainingsraum und bearbeitet die mitgegebenen Arbeitsblätter. Benötigt der Schüler jedoch mehr Zeit, so verbleibt er auch noch im nächsten Block im Trainingsraum. Sollte der Schüler im letzten Block nicht den Rückkehrplan ausgefüllt haben, so geht er zwar nach Schulschluss nach Hause, kehrt aber am nächsten Morgen direkt in den Trainingsraum zurück, um den Rückkehrplan vollständig auszufüllen.
In den großen Pausen steht der Sozialarbeiter für Gespräche mit Lehrern zur Verfügung um sich über Absprachen oder Rücksprachen zu verständigen. Vertiefende Gespräche werden individuell von Kollegen mit dem Leiter des Trainingsraumes nach Bedarf vereinbart.
- Nach dem Unterricht
Nach dem Unterricht geht der Schüler zum Lehrer, der ihn in den Trainingsraum geschickt hat und legt ihm den ausgefüllten Rückkehrplan vor. Es folgt ein kurzes Gespräch über das Fehlverhalten und das vom Schüler entwickelte Verhaltensziel. Der Lehrer entscheidet, ob er den Rückkehrplan akzeptiert, oder ob der Schüler ihn überarbeiten muss. Gründe hierfür wären:
- unsauber und liederlich ausgefüllt
- Formulierung eines Lernzieles, das der Schüler in naher Vergangenheit nicht geschafft hat einzuhalten
- falsch genanntes Fehlverhalten
In den nächsten Tagen soll das Verhaltensziel des Schülers im Fokus des Lehrers liegen. Als unterstützende Maßnahme für Schüler und Lehrer empfiehlt es sich, einen Zettel mit dem Lernziel/dem Lernweg auf dem Tisch des Schülers zu befestigen. So haben auch die Fachlehrer die Möglichkeit, den Schüler beim Erreichen seines Zieles zu unterstützen. Besonders wertvoll ist hierbei die positive Verstärkung, wenn der Schüler das gewünschte Verhalten zeigt (z.B: „Ich sehe, Du bittest um Hilfe, weil Du die Aufgabe nicht verstanden hast. Letzte Woche hast Du noch gestört. Heute verhältst Du Dich genau so, wie Du es Dir vorgenommen hast.“)
Der Schüler bittet einen Mitschüler, den er auf dem Rückkehrplan notiert hat, um die versäumten Unterrichtsinhalte und arbeitet sie ggf. zu Hause nach.
Der Schüler bekommt eine Kopie seines Rückkehrplanes. Es wird ihm freigestellt, diesen Zettel zu Hause zu zeigen. Erst nach dem dritten Trainingsraumbesuch erhalten die Eltern vom Trainingsraumleiter einen Informationszettel, der von den Eltern unterschrieben werden muss.
Am Ende eines Blockes werden die Namen unter den Tafelkarten gelöscht. Die gelben und roten Karten werden in einem bereitgestellten Ordner in eine Liste eingetragen, damit die Dokumentation intern gewährleistet ist.